Während der ersten Jahre meiner yogischen Praxis habe ich ab und zu gehört: „Sie hat einen starken Sankalpa.“ über eine Yogini, die viel Engagement in ihrer Praxis gezeigt hat.
Dadurch dachte ich, dass Sankalpa sich auf Willenskraft in der Yoga-Praxis bezog.
Ich war auch eine sehr leistungsorientierte Schülerin, die – aus heutiger Sicht – viel Frust und Wut auf der Matte weg geschüttelt hat. Leider – und wie es mit dieser Einstellung zu erwarten ist – sind damit auch ziemlich schnell die ersten Verletzungen gekommen.
Viele Jahre später habe ich andere Definitionen, Geschichten und Anekdoten über Sankalpa gehört, die mir geholfen haben, eine andere Einstellung zu entwickeln.
Sie haben alle gemeinsam, dass sie eine kraftvolle Ermutigung dazu sind, das volle Leben aus tiefstem Herzen zu leben!
Zunächst ist die traditionelle Definition von Sankalpa eine ganz andere als mir in diesem ersten Yoga-Studio vermittelt wurde (siehe HIER). Auf einmal zeigte sich ein Konzept, wo Leistung keinen Platz hatte, sondern wo es um tiefe Stimmigkeit und Zusammenarbeit mit dem großen Ganzen ging.
Ein paar Jahre später zog jemand meine Aufmerksamkeit auf die Sachen in unseren Leben, die, nachdem sie eine Zeit lang bei uns präsent waren, weggehen… um Jahre danach wieder aufzutauchen, ohne, dass wir dafür irgendetwas machen. Bei mir ging es um Yoga, das immer wieder zurückkam, sowie Deutschland und die deutsche Sprache, schreiben… Diese Person bezeichnete diese Sachen als Sankalpa, das heißt: als wichtige Aspekte davon, wer wir sind und was wir in diesem Leben zu erleben und zu manifestieren haben.
Auch wenn dieses Vorgang unerwartet ist, fand ich es interessant und inspirierend.
Eine andere Geschichte über Sankalpa erzählt uns von zwei Menschen, die einen Berg aus der Ferne betrachten (in diesen Geschichten sind es immer zwei Mönche, aber ich bevorzuge hier die laizistische Version). Der Erste sagt: „Ich werde hierbleiben, um den Berg in seiner ganzen Schönheit bewundern zu können“, und bleibt an Ort und Stelle stehen. Der Zweite sagt: „Ich werde auf den Berg gehen, um ihn zu erfahren. Ich will jede Pflanze, jedes Tier beobachten. Ich will den Berg erleben“, und macht sich auf den Weg.
Diese Geschichte berührt mich immer wieder, weil sie uns ermutigt, uns dem Leben hinzugeben, mutig und präsent, ohne Rückhalt! Gleichzeitig geht es hier darum eine Erfahrung zu machen, nicht eine Leistung zu erbringen. Dies lässt unser Tun aus einem weichen Herz kommen und erlaubt uns als würdiger Mensch zu handeln.
Was mich heute täglich auf die Matte bringt, jenseits von Definitionen und Geschichten, ist nicht die Leistung oder die Hoffnung auf Fortschritte, und auch kein Willenskraft-Akt.
Es ist eine tiefe Freude, durch die Stille in meiner Essenz zu ruhen.
Alle Rollen, Erwartungen und Gedanken vor der Tür zu lassen und mich selbst als vollkommen, zeitlos, friedvoll und freudig zu erfahren.
Dies schafft eine tiefe Verbindung mit mir selbst und dem Universellen, dem Göttlichen.
Ein Moment des puren Seins.