

Anusara: flowing with grace, flowing with the Grace, going with the flow…
Anusara: anmutig fließen um uns den Höheren zu öffnen.¹
¹ Fußnoten, die so wichtig sind, dass sie hier hochgesprungen sind:
– God is everything: „das Höhere“ definierst DU, sowie Deinen Umgang damit.
– Anmut ist ein Merkmal von hochentwickelten Menschen. Wenn Blockaden beseitigt werden, wenn Menschen durchlässig und stabil sind, sowie mit ihrem gesamten Wesen im Gleichgewicht sind, manifestiert es sich nach außen durch Schönheit in Bewegung.
Anusara Yoga wurde 1994 in den USA durch John Friend gegründet. Es ist ein Hatha-Yoga Stil, der auf die yogische Tradition sowie Erkenntnisse der Sportmedizin, der Biodynamik und des Wissens über Faszien entwickelt wurde.
Anders als viele aktuelle Yoga-Stile, beruht Anusara Yoga auf der lebensbejahenden Philosophie des Tantras2 (Blütezeit: 8. bis 12. Jahrhundert in Nordindien), die u. a. non-dual ist, das heißt: das Gute jenseits von Polaritäten erkennen.
Anusara Yoga benutzt 5 Universelle Prinzipien der körperlichen Ausrichtung (UPA), um Energie in Bewegung zu bringen. In den Worten von John Friend: „Using UPA to make Alignment with Spirit happen in a very efficient way. To bring you into the flow, and when that happens, there is this opening.“
Diese Prinzipien werden „universell“ genannt, „weil sie in jeder Asana angewendet werden können und (…) weil sie den biomechanischen Prinzipien menschlicher Bewegungsabläufe in Bezug zu Gravitation, Eigenkraft, Dehnung, Druck und Zug folgen.“ (Lalla und Vilas Turske3). Es geht hier um Bewegungs-Dynamiken, die jeden Körper in die eigene, gesunde Ausrichtung bringen.
Die 5 UPAs sind:
1. Stabilität und Öffnung
2. Kontraktion
3. Weite (weitende, innere Spirale)
4. Manifestation (manifestierende, äußere Spirale)
5. Expansion

Ein Beispiel für eine Anwendung der UPAs in einer Anusara Yoga-Stunde: es wird nicht angesagt, den hinteren Fuß 45° nach außen zu drehen (was nicht für jedes Knie gesund ist), sondern den großen Zeh zur inneren Ferse zu ziehen, das Bein zu strecken und die Steißbein-Spitze Richtung Matte zu bringen.
Technisch gesehen ist das Ergebnis die Initiierung der inneren energetischen Spirale in dem hinteren Bein, was für Kontraktion und dann Stabilität und Öffnung sorgt. Die Gesundheit des Knies wird unterstützt.
Menschlich gesehen geht es darum, jede/n/s in ihre/seine optimale individuelle Ausrichtung zu bringen, so dass Energie fließt und die Praxis eine sichere, gesunde körperliche Ausrichtung anbietet, die sich als Freiheit, Freude und Frieden manifestiert.
Weiter: niemand wird hier in eine prä-definierte Box, egal ob körperlich oder geistig, gebracht. Die Stellungen werden nicht plakativ auf unterschiedliche Körper und Menschen projiziert. Sondern der eigene individuelle Bewegungsradius wird respektiert und präzise erforscht. Gesunde Impulse werden gegeben, um gesamte Systeme wieder in Gleichgewicht und Kraft zu bringen.
Der tantrischen Philosophie zufolge hat die Anusara-Yoga-Lehrerin keine höhere hierarchische Position, aus der heraus sie Macht über die TeilnehmerInnen ausüben würde. Im Gegenteil: sie teilt ihre Erfahrung des Yogas mit den TeilnehmerInnen, die Erfahrung der Praxis und der Präsenz während der Yoga-Stunde und die Erfahrung des gemeinsamen Lernens. Es gibt keinen Boss im Raum, sondern eine natürliche Öffnung dahin, was sich für jede/n/s stimmig anfühlt.
Unsere Essenz zu erkennen ist ein natürlicher Prozess des Vollkommen-Werdens. Es ist ein nach Hause kommen. Es braucht keine Dogmen, sondern die Wiederentdeckung und das Vertrauen in den eigenen inneren Lehrer.
2 : um mehr über die tantrische Philosophie zu erfahren, siehe: „Tantra Illuminated“ Christopher D. Wallis.
3: „Yoga. Inspiration und Orientierung.“ Lalla und Vilas Turske, parApara Yoga Publikationen.